«Was fur ein vieltüniger Mensch ich bin, ein wahres Orchester» Dialog und Dialogizität bei Robert Walser

Details

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Serval ID
serval:BIB_73BFA0CD1659
Type
PhD thesis: a PhD thesis.
Collection
Publications
Institution
Title
«Was fur ein vieltüniger Mensch ich bin, ein wahres Orchester» Dialog und Dialogizität bei Robert Walser
Author(s)
Dätwyler Myriam
Director(s)
Utz Peter
Institution details
Université de Lausanne, Faculté des lettres
Address
Faculté des lettres
Université de Lausanne
CH-1015 Lausanne

Publication state
Accepted
Issued date
2018
Language
german
Abstract
Die vorliegende Dissertation untersucht auf systematische Weise das Phanomen des Dialogischen bei Robert Walser. Dies aus zwei verschiedenen Perspektiven: Einerseits befasst sich die Arbeit mit der internen Struktur des dramatischen Dialogs, andererseits mit der Vielstimmigkeit bzw. der Dialogizität seiner Prosa. Ein Merkmal aller ausgewählten Texte Walsers ist ihre Intertextualitât: Sowohl die dramatischen als auch die narrativsn Texte referieren auf mehr oder weniger bekannte Prätexte, wie beispielsweise das Dramolett Der Taugenichts (1922) oder Walsers Prosatext Tell in Prosa (1907). Die Textauswahl ist fur Walsers Gesamtwerk repräsentativ; Teil davon sind auch Texte, die von der Forschung kaum beachtet worden sind.
In einem einleitenden Kapitel werden in der Dissertation Theorien und Fragen zur Analyse des dramatischen Dialogs sowie zur Dialogizität wiedergegeben. Es werden Methoden entwickelt, die es erlauben, die Struktur des dramatischen Dialogs zu untersuchen, wobei das Verhältnis zwischen den Aussagen der Figuren im Zentrum steht. Relevant ist bei der Lektùre der dramatischen Szenen ausserdem die Position des Zuschauer/Leser bzw. des externen Adressaten. In Bezug auf die Prosa geht das einleitende Kapitel von Michail Bachtins Begriff der Dialogizität sowie von weiterfiihrenden Theorien (Iser, Genette, Kristeva usw.) aus. Die Arbeit bezieht dabei die Metaphern der „Stimme" und des „Raumes" ein, denen heuristischen Wert zugesprochen wird.
Die Dissertation zeigt auf, dass Walsers dramatische Texte bzw. die Figurendialoge monologische Ziige tragen. Der Dialog selbst wird darin ad absurdum gefiihrt. Durch die monologische Ausrichtung der Dialogteile sowie andere kommunikative Merkmale wie das Missverständnis und das Schweigen wird der Zuschauer/Leser als ein Gegeniiber der Rede stark akzentuiert. Walsers Stucke wirken dadurch äusserst dialogisch. Ausserdem sind die Stiicke horizontal ausgerichtet: Das Nebeneinander von Rede und Gegenrede der Figuren sowie der „Stimme" des Prätextes, die darin hôrbar wird, kommt einem räumlichen Modell gleich, das durch Horizontalität geprägt ist. Dieser Theater-Raum dient Walser als Ausgangspunkt fur die Prosa.
In der Prosa wirken verschieden „Stimmen" zusarnmen, Walser lässt darin ein „wahres Orchester" ertonen. Die Dissertation veranschaulicht die Vielfalt dieser „Stimmen", welche die Dialogizität der Texte begriindet. Auch dabei ist die Frage der Hiérarchie entscheidend: Walser schafft in den Texten einen „Raum", in dem verschiedene Instanzen - dies kônnen verschiedene Figuren, die Erzählinstanz, fremde und eigene Texte oder die Sprache selbst sein - sich begegnen, ohne dass eine „Stimme" Überhand nimmt. Dieser Raum ist ein offener Raum, in dem die „Stimmen" des ,Anderen' einbezogen werden. Dies wiederum veranlasst eine (Schreib-)Bewegung. Gerade das „Tagebuch"-Fragment von 1926 inszeniert ein Gegeneinander-Ansprechen verschiedener Stimmen, das den Schreibprozess aufrechterhält. Die Dialogizität wird so als Bewegungsfigur lesbar.

Create date
04/09/2018 8:24
Last modification date
16/10/2020 11:28
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