Empfehlungen zum Umgang mit Zwischengeschlechtlichkeit

Details

Serval ID
serval:BIB_042CD1127BFC
Type
A part of a book
Publication sub-type
Chapter: chapter ou part
Collection
Publications
Institution
Title
Empfehlungen zum Umgang mit Zwischengeschlechtlichkeit
Title of the book
Intersex kontrovers: Fakten, Erfahrungen, Positionen
Author(s)
Groneberg Michael
Publisher
Katinka Schweizer / Hertha Richter-Appelt
Address of publication
Giessen: Psychosozialverlag
ISBN
978-3-8379-2188-5
Publication state
Published
Issued date
04/2012
Peer-reviewed
Oui
Editor
Richter-Appelt  Hertha, Schweizer Katinka
Pages
485-500
Language
german
Abstract
Im Jahr 2008 wurden von der Sozialwissenschaftlerin Kathrin Zehnder, der Juristin Mirjam Werlen und dem Autoren dieses Beitrags bereits Empfehlungen publiziert (Groneberg/Zehnder 2008, S. 216–223). Diese werden im vorliegenden Text in kondensierter Form übernommen, anders geordnet und ergänzt. Ergänzungen und Neugewichtungen wurden gewonnen aus den Erfahrungen und Diskussionen seit 2008 einschließlich der öffentlichen Anhörung des Deutschen Ethikrats von Juni 2011 in Berlin und der anschließenden online-Diskussion (bis 10. August, siehe www.ethikrat.org ).
Die Literatur, die in jene Empfehlungen einging, erstreckt sich von Beiträgen von Diamond und Sigmundson (Diamond/Sigmundson 1997a und b) bis zu den Lübecker Empfehlungen vom März 2008 (AG Ethik 2008). Diese werden im Folgenden als grundsätzlich richtig anerkannt, aber in einigen begrifflichen und medizinrechtlichen Punkten modifiziert: So wird der zentrale Begriff der psychischen Geschlechtsidentität präzisiert, der Ansatz der Transdisziplinarität gegenüber dem der Interdisziplinarität betont und klar gestellt, dass »Recht und Pflicht der Eltern auf stellvertretende Entscheidung« durch das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit begrenzt ist, woraus sich die neue Forderung nach einer anwaltschaftlichen Vertretung der Kindesinteressen im transdisziplinären Behandlungsteam ableitet.
Die Empfehlungen richten sich an alle, die mit Intersexualität konfrontiert sind, an Intersexuelle, Eltern, Ärzte, Therapeuten, Forscher und Entscheidungsträger. Die Lübecker Empfehlungen richten sich noch vorwiegend an Mediziner, auch wenn konstatiert wird, dass eine »Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein« herstellende Erziehung für das Kind am wichtigsten ist und es sich bei Zwischengeschlechtlichkeit vorrangig um einen psychosozialen Notfall handelt, der nicht mit rein ärztlichen Mitteln zu bewältigen ist (AG Ethik 2008, S. 244f.). Für den therapeutischen Umgang im Allgemeinen muss die medizinische Perspektive durch die entwicklungspsychologische, die auf den erzieherischen und generell kommunikativen Umgang mit dem Kind fokussiert, ergänzt werden. Diese disziplinäre Akzentverlagerung ist Ergebnis des Ansatzes, die Zentralperspektive der Intersexuellen, also die lebensweltliche Befindlichkeit, in den Mittelpunkt zu stellen. Entsprechend wird gegenüber dem medizinischen Begriff »Disorders of Sex Development« (DSD) die Bezeichnung »Zwischengeschlechtlichkeit« bzw. »Intersexualität« vorgezogen. Nach den zeitunabhängigen Empfehlungen geht der zweite Teil des Beitrags auf akute Probleme ein, die aus aktuellen Praktiken resultieren.
Create date
18/09/2018 16:31
Last modification date
21/08/2019 6:17
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