RAUCHEN IN DER PULVERFABRIK. Friedrich Dûrrenmatts politisches Denken im Kalten Krieg

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ID Serval
serval:BIB_C901A0559C62
Type
Thèse: thèse de doctorat.
Collection
Publications
Institution
Titre
RAUCHEN IN DER PULVERFABRIK. Friedrich Dûrrenmatts politisches Denken im Kalten Krieg
Auteur⸱e⸱s
FISCHER MICHAEL
Directeur⸱rice⸱s
UTZ PETER
Détails de l'institution
Université de Lausanne, Faculté des lettres
Statut éditorial
Acceptée
Date de publication
2020
Langue
allemand
Résumé
Als einer der weltweit meist gelesenen deutschsprachigen Schriftsteller in der zweiten Halfte des
20. Jahrhunderts pragte Friedrich Dürrenmatt den politischen Diskurs seiner Zeit mit. Seine Schaf­ fenszeit als Schriftsteller deckte sich ziemlich genau mit der Zeit des Kalten Krieges. lm Marz 1945, kurz vor dem Eude des Zweiten Weltkrieges, veroffentlichte er seine erste Erzahlung, und im De­ zember 1990, einJahr nach dem Fall der Berliner Mauer, starb et. Der ideologische Konflikt des Kalten Krieges mit dem Antagonismus zweier opponierender Gesellschaftssysteme pragte sein po­ litisches Denken. Bereits zu seinen Lebzeiten galt sein Theaterstück Die Prysiker von 1962 als die Parabel for den Konflikt des Kalten Krieges. Die Polarisierung zwischen Ost und West schuf da­ mals eine bipolare Welt mit unvereinbaren Ideologien, die binare Ordnung des Kalten Krieges. Die Forschungsarbeit untersucht Dürrenmatts Suche nach einem “dritten Weg“ jenseits der ideologischen Konfrontation der beiden Supermachte. Die Entwicklung seines literarischen Schreibens und politischen Denkens von der Nachkriegszeit bis zum Ende des Kalten Krieges wird anhand einer Analyse von ausgewählten Theaterstücken, Hörspielen, Erzählungen, Essays und Reden aus dem Zeitraum von 1945 bis 1990 untersucht. In seinen imaginären Eigenwelten transformierte Dürrenmatt die politischen Diskurse seiner Zeit: et dachte sie weiter, oft bis ans bittere Ende, indem er sie verdrehte und ins Groteske verzerrte. Er spielte mit den kollektiven Ängsten, Wünschen und Obsessionen und verwandelte die Bilder und Ideologien des Kalten Krieges durch die Kraft seiner Imaginationen. Die Forschungsarbeit zeigt, mit welchen poetischen Verfahren et in seinen literarischen Werken auf die Narrative und Denkmuster des Kalten Krieges reagiert hat. In einer Buchkritik zu Robert Jungk Sachbuch Heller als tausend Sonnen. Das Schicksal der Atomforscher prägte Dürrenmatt 1956 das Bonmot von der Welt als einer Pulverfabrik, in der das Rauchen nicht verboten ist. lm Kalten Krieg hatte tatsachlich ein einziger Zündfunke eines Wahnsinnigen genügt, um das atomare Pulverfass in die Luft zu jagen und damit den Planeten Erde für Zehntausende von Jahren in eine strahlende Wüste zu verwandeln. Das Denken ist im Atomzeitalter gefährlich geworden, da die Wissenschaft für die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und damit für den industriellen Massenmord instrumentalisiert wurde. Für Dürrenmatt ist die Metapher vom „Rauchen in der Pulverfabrik" aber auch ein Sinnbild für die Sprengkraft des kritischen Denkens.
Damit verbunden ist sein aufklärerischer Appell an die Vernunft des Menschen, den atomaren Wahnsinn des Kalten Krieges zu stoppen, bevor es zu spät ist. Sein apokalyptisches Denken war ein Ausdruck für die Illusionslosigkeit angesichts der Ideologien, in deren Namen unmenschliche Verbrechen begangen wurden. Am Ende aber steht seine Hoffnung, dass die Fähigkeit zur Selbstkritik den Menschen vor seinem eigenen Untergang bewahren kann.
Création de la notice
23/02/2021 10:38
Dernière modification de la notice
24/02/2021 7:24
Données d'usage