Der Stoff der Stoffe. Textile Innenraume in der Literatur des 19. Jahrhunderts
Détails
ID Serval
serval:BIB_B4E2DBC8A5A8
Type
Thèse: thèse de doctorat.
Collection
Publications
Institution
Titre
Der Stoff der Stoffe. Textile Innenraume in der Literatur des 19. Jahrhunderts
Directeur⸱rice⸱s
Kunz Edith Anna
Codirecteur⸱rice⸱s
Utz Peter
Détails de l'institution
Université de Lausanne, Faculté des lettres
Adresse
Faculté des lettres
Université de Lausanne
CH-1015 Lausanne
Université de Lausanne
CH-1015 Lausanne
Statut éditorial
Acceptée
Date de publication
2017
Langue
allemand
Résumé
In meiner Dissertation untersuche ich die narrative und poetologische Funktion von Textilien in der Darstellung literarischer Innenràume des 19. Jahrhunderts. Ausgehend von der Beobachtung, dass die literarische Konstruktion von Innenràumen vor allem iiber die Benennung ihrer textilen Grenzen und der in ihnen versammelten Môbel und Materialien erfolgt, betrachte ich Vorhànge, Polster und Teppiche in ihrer Doppelfunktion als Mittel biirgerlicher Selbstrepràsentation und literarischer Darstellung.
Am Anfang der Arbeit steht die kultur- und àsthetikgeschichtliche Situierung des Textilen innerhalb des Untersuchungszeitraums. Damit werden die von der Literaturwissenschaft hàufig auf ihre traditionelle und textallegorische Funktion reduzierten Stoffe in ihrem konkreten historischen Entstehungsumfeld verankert. Im Zuge des umfassenden Wandels in der Produktion, Distribution, Konsumption und Gestaltung von Textilien im 19. Jahrhundert bildet sich ein neues àsthetisches Paradigma aus, das der textilen Flàche und dem Stoff in seiner materiellen Dichte einen eigenen Wert zuerkennt.
Fur die Literatur heiBt das, dass Stoff nicht mehr nur als transparenter Schleier und in offenbarungslogische Ver- und Enthullungen eingebunden aufgerufen wird. In exemplarischen Analysen von Erzàhlungen und Romanen von Annette von Droste-Hulshoff, Adalbert Stifter, Emile Zola und Gottfried Keller zeige ich, wie die Text(il) generierende Spinn- oder Webszene der von der Frage nach dem Umgang mit bereits produzierten Stoffen in Gestalt von Einrichtungstextilien, Erbstiicken, Erinnerungsdingen und Waren abgelôst wird. Die Arbeit setzt damit bei den noch vergleichsweise sparsam und zuruckhaltend môblierten Innenràumen an, in denen gerade der einzelne Vorhang oder Teppich in Bezug auf den Paradigmenwechsel hin zu einer Àsthetik der Flàche an Bedeutung gewinnt. Stoff wird als Stoff, zwischen flickenhafter Fragmentaritàt und intakter Flàchigkeit, in seiner spezifischen Weiche oder Widerstàndigkeit und in seiner physiologischen Funktion bedeutsam. Gleichzeitig bleibt er dabei gerade in seiner Materialitàt metapoetisch lesbar: Als Bildgrund und Projektionsflàche, als Licht- und Luftfilter sowie als Indiz und Spurentràger hat Stoff an der Darstellung von Darstellungsprozessen und damit verbundener Transzendierungs- und Sublimationsversuche des poetischen Realismus Anteil.
Am Anfang der Arbeit steht die kultur- und àsthetikgeschichtliche Situierung des Textilen innerhalb des Untersuchungszeitraums. Damit werden die von der Literaturwissenschaft hàufig auf ihre traditionelle und textallegorische Funktion reduzierten Stoffe in ihrem konkreten historischen Entstehungsumfeld verankert. Im Zuge des umfassenden Wandels in der Produktion, Distribution, Konsumption und Gestaltung von Textilien im 19. Jahrhundert bildet sich ein neues àsthetisches Paradigma aus, das der textilen Flàche und dem Stoff in seiner materiellen Dichte einen eigenen Wert zuerkennt.
Fur die Literatur heiBt das, dass Stoff nicht mehr nur als transparenter Schleier und in offenbarungslogische Ver- und Enthullungen eingebunden aufgerufen wird. In exemplarischen Analysen von Erzàhlungen und Romanen von Annette von Droste-Hulshoff, Adalbert Stifter, Emile Zola und Gottfried Keller zeige ich, wie die Text(il) generierende Spinn- oder Webszene der von der Frage nach dem Umgang mit bereits produzierten Stoffen in Gestalt von Einrichtungstextilien, Erbstiicken, Erinnerungsdingen und Waren abgelôst wird. Die Arbeit setzt damit bei den noch vergleichsweise sparsam und zuruckhaltend môblierten Innenràumen an, in denen gerade der einzelne Vorhang oder Teppich in Bezug auf den Paradigmenwechsel hin zu einer Àsthetik der Flàche an Bedeutung gewinnt. Stoff wird als Stoff, zwischen flickenhafter Fragmentaritàt und intakter Flàchigkeit, in seiner spezifischen Weiche oder Widerstàndigkeit und in seiner physiologischen Funktion bedeutsam. Gleichzeitig bleibt er dabei gerade in seiner Materialitàt metapoetisch lesbar: Als Bildgrund und Projektionsflàche, als Licht- und Luftfilter sowie als Indiz und Spurentràger hat Stoff an der Darstellung von Darstellungsprozessen und damit verbundener Transzendierungs- und Sublimationsversuche des poetischen Realismus Anteil.
Création de la notice
03/07/2017 10:50
Dernière modification de la notice
16/10/2020 11:31