Neutralität, Unabhangigkeit und eidgenössische Kohäsion. Kontextorientierte Untersuchung zur Interpretation der Neutralität vor und nach 1815

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ID Serval
serval:BIB_B4912224315B
Type
Thèse: thèse de doctorat.
Collection
Publications
Institution
Titre
Neutralität, Unabhangigkeit und eidgenössische Kohäsion. Kontextorientierte Untersuchung zur Interpretation der Neutralität vor und nach 1815
Auteur⸱e⸱s
Lehmann Peter
Directeur⸱rice⸱s
Kapossy Béla
Détails de l'institution
Université de Lausanne, Faculté des lettres
Adresse
Faculté des lettres
Université de Lausanne
CH-1015 Lausanne

Statut éditorial
Acceptée
Date de publication
2018
Langue
allemand
Résumé
Die Neutralität ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil des politischen Selbstverständnisses der Schweizer und geniesst eine weitgehend unbestrittene, hohe Wertschätzung. Das war nicht immer so. Als am 20. November 1815 die europàischen Grossmächte die Urkunde unterschrieben, welche die immerwährende Neutralität der Schweiz bestätigte, war deren Ansehen auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Eidgenossen hatten ihre Unabhangigkeit, welche bereits zeitgenössisch als Voraussetzung fur eine glaubwurdige Neutralität verstanden wurde, in den Sturmen der napoleonischen Zeit augenfällig nicht aufrechterhalten können. Dementsprechend war auch die Neutralität der Eidgenossenschaft diskreditiert. Gleichzeitig bildete allerdings die neutralisierte Schweiz eine zentrale Pufferzone in der Nachkriegsordnung der anti-napoleonischen Allianz.
Mit der vorliegenden Arbeit wird nicht eine Geschichte der Neutralität' geschrieben. Vielmehr geht es darum zu fragen, welche Rahmenbedingungen um 1815 als unabdingbar fur die Aufrechterhaltung der Neutralität angesehen wurden. Die Arbeit knüpft an Forschungen zu politischen und wirtschaftlichen Reformen, aber auch zur Konstruktion nationaler Identitäten in der Schweiz des 19. Jahrhunderts an. Zugleich zeigt sich in der Betrachtung der Interprétation der Neutralität das Spannungsfeld zwischen Intégration in Europa und Abgrenzung gegen Europa und damit der europäische Charakter der Schweizer Geschichte. Die Anerkennung der immerwährenden Neutralität zeigt aufs deutlichste die enge Verstrickung mit der europàischen Gleichgewichtspolitik, während ihre nachträgliche Interprétation die Distanz zu den umliegenden Nationen, die eigene Selbständigkeit und die Stärkung der nationalen Zusammengehörigkeit betonte.
Denn damit die Eidgenossenschaft die ihr zugedachte Aufgabe als Pufferstaat erfüllen konnte, musste sie das Vertrauen in ihre Neutralität wiederherstellen. Dazu musste die Scharte der Jahre von 1798 bis 1815 zumindest rhetorisch ausgewetzt werden. Es ging darum, klarzumachen, dass die Schweiz nach 1815 nicht mit jener von 1798 vergleichbar war, dass sie an innerer Stärke gewonnen hatte und noch weiter gewinnen wiirde. Diese innere Stärke sollte aus dem stärkeren Zusammenrucken der Schweizer erwachsen, welche weniger ihren Kanton als vielmehr die Eidgenossenschaft als gemeinsames Vaterland verstehen sollten. Andererseits musste die innere Stärke auch auf institutionellen Verbesserungen beruhen. Besonders die Landesverteidigung musste auf einen Stand gebracht werden, dass sie diesen Namen auch verdiente. Die Neutralität funktionierte dabei als Argument in politischen Auseinandersetzungen, deren eigentliche Themen die Gestaltung der inneren Organisation der Eidgenossenschaft und ihr Verhältnis zu den sie umgebenden Mächten waren. Dafür wurde auf Reformdiskurse der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zuruckgegriffen, deren Ziel eine wirtschaftliche und militärische Stärkung der Eidgenossenschaft und die Reduktion ihrer Abhängigkeit von den umliegenden Grossmächten war. Diese Reformdiskurse wurden nach 1815 mit der Frage nach der Ausgestaltung der immerwährenden Neutralität verkniipft und zu einem zentralen Bestandteil der Existenzberechtigung der Schweiz stilisiert. Dadurch wird verständlich, weshalb die neue immerwàhrende Neutralität fur das entstehende schweizerische Nationalgefuhl eine wichtige Bedeutung erhielt.
Création de la notice
29/06/2018 10:27
Dernière modification de la notice
29/10/2020 12:29
Données d'usage