Die Lampen aus Eretria. Untersuchungen an den griechischen und rômischen Funden der Schweizer Grabungen zwischen 1964 und 2010

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ID Serval
serval:BIB_9EA8A4EEA486
Type
Thèse: thèse de doctorat.
Collection
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Institution
Titre
Die Lampen aus Eretria. Untersuchungen an den griechischen und rômischen Funden der Schweizer Grabungen zwischen 1964 und 2010
Auteur⸱e⸱s
Bernstein Solange
Directeur⸱rice⸱s
Reber Karl
Détails de l'institution
Université de Lausanne, Faculté des lettres
Statut éditorial
Acceptée
Date de publication
2020
Langue
allemand
Résumé
Erstes und wichtigstes Ziel der Dissertation war es, die Lampen aller Schweizer Grabungsplatze in Eretria zusammen zu prasentieren. Bislang waren nur einzelne Stücke oder kleinere Objektgruppen publiziert worden. Es fehlte eine Monographie, die sich ausschliesslich mit den Lampenfunden aus Eretria befasst und diese chrono-typologisch aufarbeitet. Deshalb besteht der erste Teil der Arbeit aus einer Typologie, die zusammen mit dem separaten Katalog ein umfassendes Bild der in Eretria aufgefundenen Lampenformen vermitteln soll. Gleichzeitig soll dieser erste Teil ein Nachschlagewerk für künftige Ausgraber in Eretria darstellen, ebenso wie für Lampenforscher, die sich für die Situation in Eretria interessieren.
Das in den Jahren 1964 bis 2010 in Eretria ausgegrabene Lampenmaterial liess sich in 48 Typen mit 64 Untertypen gliedern, wobei einige wenige von diesen keine Typen im eigentlichen Sinne darstellen, sondern Zusammenstellungen von Objekten mit ahnlichen formtechnischen Eigenschaften. Hinzu kommen die Varia-Zusammenstellungen, die Problemfalle und Sonderformen unterschiedlichster Typen vereinen. Von den definierten Typen fallt einer in geometrische, acht in archaische, drei in klassische, fünf in klassisch­ hellenistische, zwanzig in hellenistische, sieben in rëmische und zwei in spatantike Zeit. Diese Zahlen entstehen einerseits durch das allgemeine Ausmass an Lampenverwendung und andererseits durch die Diversitat der in einer Epoche verwendeten Lampenformen. So ist die geringe Zahl unterschiedlicher Typen in geometrischer und spatantiker Zeit generell auf eine eher sparliche Lampenverwendung zurückzuführen. Die Typen-Explosion im Hellenismus vor allem auf einen markanten Anstieg an verwendeten Formen (der auch der Ablësung von den attischen Vorbildern geschuldet ist) und dem Hinzukommen der Formen aus der Matrize.
Die definierten Typen dokumentieren eine lückenlose Verwendung von Lampen in Eretria zwischen dem 8. Jh. v. Chr. und dem 3. Jh. n. Chr. Lediglich die spatantiken Lampen, die aber ohnedies nicht aus stratifizierten Kontexten stammen, setzen sich von den rëmischen Stücken durch eine zeitliche Lücke ab.
Neben den zahlreichen Tonlampen-Funden Eretrias wurden ausserdem in der Arbeit zwei ganz spezielle Stücke untersucht: zwei Laternen aus den Bouratza-Grabungen, eine davon in Form eines Mannerkopfes gestaltet. Besonders die antropomorphe Lateme ist in ihrer Ausführung ein unikates Stück und beide Laternen zusammen stellen mëglicherweise die altesten bislang im griechischen Raum gefundene Exemplare von Tonlaternen dar.
Mit Hilfe verschiedener Herangehensweisen wurde versucht, der Herkunft der eretrischen Lampen auf die Schliche zu kommen und ein Bild der lokalen Lampenproduktion durch die Epochen zu zeichnen. Dabei erwies sich die Bestimmung der Tonfarben der Lampen ais nur bedingt hilfreich. lmmerhin konnte ein Tonfarbenspektrum eruiert werden, das für Eretria typisch sein kônnte. Da dieses aber sehr nahe bei den für Athen typischen Tonfarben liegt
und ausserdem nicht ganzlich ausgeschlossen werden kann, dass auch einzelne lokal produzierte Lampen nicht in das typische Spektrum fallen (Brenn- und Konservierungskonditionen), ist eine Herkunftsbestimmung, die einzig aufgrund der Tonfarbe beruht, nicht zulassig.
Die Formgebung der Lampentypen und die wenigen leserlichen Signaturen (v.a. auf romischen Lampen) sind schon eher geeignet, die Herkunftsfrage zu beantworten. Aber auch hier bewegen wir uns auf spekulativem Gebiet. Einzig umfassende chemische Tonanalysen kônnten diese Frage wohl abschliessend klaren.
Das Bild, das aus allen lndizien zusammengenommen entsteht, ist das einer eigenstandigen eretrischen Lampenproduktion sicher von archaischer bis in rômische Zeit, mit einiger Wahrscheinlichkeit auch schon in geometrischer Zeit. Die Emphasis eretrischer Lampentëpferei lag immer auf scheibengedrehter Ware, lediglich in rômischer Zeit darf wohl auch mit der lokalen Herstellung matrizengeformter Stücke gerechnet werden.
Die Betrachtung einiger technischer Aspekte der Verwendung antiker ôllampen bestatigt und erganzt die in der Lychnologie bekannten Erkenntnisse zu Brenndauer und verwendeten Materialien. Ein Versuch mit einem Luxmeter klarte die Fragen, wie sehr sich Dochtdicke und Brennmaterial auf die Lichtstarke antiker Tonlampen auswirken. So stellte sich heraus, dass die Dochtdicke einen (wenn auch geringen) Einfluss auf die Lichtstarke hat. Dickere Dochte brannten tendenziell etwas heller ais dünne. Deutlicher war der Helligkeitsunterschied bei verschiedenen getesteten Ôlsorten, wobei Brennmaterial mit niedriger Viskositat heller brannte ais jenes mit hoher Viskositat.
lm statistischen Teil der Arbeit wurde die Verteilung der eretrischen Tonlampen durch die Epochen genauer betrachtet, wobei sich nur wenige Überraschungen ergaben. lm Grossen und Ganzen decken sich die Lampenfunde mit der bislang bekannten Siedlungsgeschichte. Lediglich in geometrischer Zeit hatte man wohl mit einer grôsseren Verbreitung im Siedlungsgebiet gerechnet. Eine weitere kleine Irritation ergab sich im Bereich der Kultterrasse auf der Akropolis, wo die Lampenfunde spater ais erwartet einsetzen.
An fast allen Grabungsplatzen der Stadt liegt der Schwerpunkt der Lampenverwendung in der klassisch-hellenistischen Übergangszeit und im Hellenismus. Lediglich das zentrale Apollon-Heiligtum erfuhr seine grësste Lampenverwendung in archaischer Zeit. Und die Gebiete um die zentrale Kreuzung der Stadt (Mosaikenhaus, Terrain Sandoz, E 600 NW und OT 737) erlebten die Blüte der Lampenverwendung in rômischer Zeit.
Um mehr über die Verwendung von Lampen spezifisch im Wohnkontext zu erfahren, wurde im letzten Teil der Arbeit die Lampenverteilung in einem eretrischen Wohnhaus untersucht. Die Lampen der letzten Benutzungsphasen von Haus Il des Westquartieres fanden sich gehauft in den Arbeitsbereichen, Hôfen und Nebenraumen, wahrend in den Andrones keine, in den privaten Schlafraumen nur wenige Lampen gefunden wurden. Der Vergleich dieser Umstande mit Hausern anderer Fundorte gestaltete sich schwierig, es bleibt zu hoffen und es ware wünschenswert, dass in Zukunft in der lychnologischen Forschung mehr Wohnbereiche der griechischen Welt auf die Lampenverteilung hin untersucht werden. Auch die Auswertung weiterer eretrischer Wohnhauser wie beispielsweise des Mosaikenhauses oder der übrigen Hauser des Westquartiers unter diesem Gesichtspunkt waren wohl lohnende Erganzungen zu den in der Arbeit erzielten Ergebnissen.
Création de la notice
05/05/2020 11:16
Dernière modification de la notice
12/05/2020 6:21
Données d'usage