Grenzen der Bedeutungsexplikation. Argumente für eine pragmatische Theorie der Bedeutung

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Serval ID
serval:BIB_24305
Type
A part of a book
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Institution
Title
Grenzen der Bedeutungsexplikation. Argumente für eine pragmatische Theorie der Bedeutung
Title of the book
Grenzen und Grenzüberschreitungen. XIX. Deutscher Kongress für Philosophie 23 bis 27 September 2002
Author(s)
Esfeld M
Publisher
Sinclair Press
Publication state
Published
Issued date
09/2002
Editor
Hogrebe W
Pages
1041-1050
Language
german
Abstract
Die Unbestimmtheits-Herausforderungen von Quine in Word and Object u n d
Wittgenstein in den Philosophischen Untersuchungen (Problem des Regelfolgens) sind
das Motiv für eine pragmatische Theorie der Bedeutung. Wir sollten nicht nach -
naturalen oder mentalen - Fakten der Bedeutung suchen, sondern danach fragen, wie
wir eine Unterscheidung zwischen korrektem und inkorrektem Regelfolgen zur
Verfügung haben können, so dass für uns in unserer Praxis des Begriffsgebrauchs
bestimmte Bedeutungs-Regeln determiniert sind.
Die bisher ausführlichste Fassung einer pragmatischen Theorie der Bedeutung ist
Robert Brandoms Buch Making It Explicit. Brandom unterscheidet drei Arten von
Normen, unter die eine Person sich stellt, indem sie eine Aussage macht oder eine
Überzeugung bildet: Normen der Festlegung, der Berechtigung und der verschlossenen
Berechtigung. Diese pragmatischen Normen bestimmen inferentielle Beziehungen
zwischen Aussagen, nämlich Beziehungen der Implikation, der Unterstützung und des
Ausschlusses. Diese inferentiellen Beziehungen sind ein Explizitmachen von Praktiken
dessen, sich wechselseitig zu etwas berechtigt und auf etwas festgelegt zu halten. Es
gibt allerdings Grenzen der Bedeutungsexplikation: Man kann nicht die Festlegungen,
Berechtigungen und verschlossenen Berechtigungen, welche die Bedeutung einer
Aussage oder Überzeugung der Art p bestimmen, abschließend aufzählen. Man kann
nur eine Reihe paradigmatischer Beispiele angeben. Nichtsdestoweniger vermeidet
diese Position die Unbestimmtheits-Herausforderungen: Für alle zwei Begriffe F und G
unterscheidet sich der inferentielle Kontext einer Überzeugung der Art ,,Dies ist F" von
dem inferentiellen Kontext einer Überzeugung der Art ,,Dies ist G". Das Problem des
Regelfolgens wird vermieden: Die genannten Praktiken vermitteln den beteiligten
Personen ein praktisches, situatives Wissen. Sie verleihen ihnen auf diese Weise die
Fähigkeit, Begriffe in unbestimmt vielen neuen Situationen korrekt zu verwenden.
Die Beschreibung von Bedeutung kann nicht auf eine naturalistische Beschreibung
reduziert werden. Wissen um Bedeutung ist nur aus der Perspektive der Teilnahme an
den genannten Praktiken zugänglich. Diese Theorie der Bedeutung eröffnet die Chance,
die begrifflichen Werkzeuge der analytischen Philosophie einzusetzen, um in der
heutigen Diskussion das spätestens seit Kant und Heidegger bestehende Anliegen zur
Geltung zu bringen, ein Verständnis von uns selbst als Denkender und Handelnder
auszuführen, das eine Verdinglichung im mentalen ebenso wie im naturalistischen
Sinne vermeidet. Die skizzierte normative Pragmatik ist ein Ansatz dazu, wie man ein
solches Verständnis von uns selbst, was Überzeugungen und deren Bedeutung betrifft,
in positiven Begriffen entfalten kann.
Create date
19/11/2007 9:49
Last modification date
20/08/2019 13:02
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